Das Erbe des Vaters by Judith Lennox

Das Erbe des Vaters by Judith Lennox

Autor:Judith Lennox [Lennox, Judith]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492953405
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-09-19T13:14:34+00:00


10

SIE SETZTE IHN AUFS SOFA und legte ihm eine Wolldecke um die Schultern, weil er trotz der Hitze vor Kälte zitterte. In seiner Tasche waren Zigaretten; sie zündete eine an und schob sie ihm zwischen die flatternden Finger. Sie wünschte, sie hätte Kognak da; statt dessen machte sie Tee und süßte ihn mit mehreren Teelöffeln Zucker.

Er begann zu sprechen, während sie auf das Teewasser wartete. »Ich wollte es nicht, Romy. Es war ein Unfall. Er hat sich den Kopf angeschlagen. Aber ich habe ihn umgebracht.«

»Wen denn nur?«

Mit einem Ruck hob er den Kopf. »Ray Babbs.«

»Den Verlobten von Liz?« flüsterte sie entsetzt. »Oh, mein Gott!«

»Aber er hat angefangen. Es war nicht meine Schuld. Das glaubst du mir doch, Romy? Mein Gott, was glaubst du, was sie mit mir tun werden? Du mußt mir helfen!«

Es dauerte eine Weile, bis sie sich die ganze Geschichte zusammenreimen konnte. Er erzählte in abgerissenen Sätzen, die mit verzweifelten Bitten um Hilfe und Unschuldsbeteuerungen abwechselten.

Jem war in einem Pub in Blackfriars gewesen, als Ray Babbs, schon angetrunken, hereingekommen war und sofort Streit gesucht hatte. Er hatte kurz vorher von Liz’ Schwangerschaft erfahren. Es war zu einem kurzen Handgemenge gekommen, und während Ray sich den Staub von den Kleidern geklopft hatte, war es Jem gelungen, sich ungesehen davonzumachen. Doch Ray hatte ihn eingeholt, als er war ein paar Straßen weiter gerade durch eine schmale Seitengasse gegangen war, wütend und auf Rache aus.

»Ich konnte ihm nicht entkommen, Romy. Ich hab’s versucht, aber es ging nicht. Der ist so was von brutal! Ich dachte, er würde mich umbringen.«

»Und da hast zu zugeschlagen?«

»Er hat mich beschimpft. Wenn du gehört hättest, was er gesagt hat … und er hat auf mich eingeprügelt … Auf einmal hatte ich die Nase voll, Romy. Ich wollte nur noch, daß er endlich aufhört.«

»Jem.« Sie kniete vor ihm nieder und sah ihm in die Augen. »Jem, hast du die Beherrschung verloren?«

Er wich ihrem Blick aus. »Nur ganz kurz«, murmelte er. »Nur ganz kurz. Aber er hat angefangen, Romy. Er hat angefangen.« Er blies eine Rauchwolke in die Luft. »Er ist gefallen. Nach hinten. An ein Eisengeländer. Er ist mit dem Kopf dagegengeschlagen.« Mit irrem Blick starrte er sie an. »Ich konnte nicht glauben, daß ich so fest zugepackt hatte. Zuerst dachte ich, er macht nur Theater. Ich dachte, er wollte mir angst machen. Ich dachte, er würde gleich wieder aufstehen. Aber er hat sich nicht gerührt. Er hat nur so dagelegen.«

Mit zitternden Händen versuchte er, sich eine frische Zigarette anzuzünden. »Du mußt mir helfen, Romy. Ich kann nicht in mein Zimmer zurück. Die suchen mich bestimmt schon.« Er kramte in seinen Taschen; Münzen fielen aufs Sofa und rollten zu Boden. »Ich hab kein Geld – in meinem Zimmer liegt ein Fünfer, hab ich beim Pferderennen gewonnen, aber ich kann nicht dahin zurück. Du mußt mir was leihen, Romy –«

»Und was willst du dann tun?«

»Abhauen.« Er fuhr sich durch das wirre Haar. »Nach Schottland vielleicht. Oder nach Deutschland – ich kenne Leute in Hamburg –«

»Wo ist dein Paß?«

Er starrte sie an.



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